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Worte des Trostes
 


    Die Schriften Arthur Schopenhauers sind sprachstilistische Meisterwerke. Darüber hinaus zeigen sie eine Gedankentiefe, durch die Schopenhauer durchaus mit den  bedeutendsten deutschen  Mystikern - wie Meister Eckhart und Jakob Böhme - verglichen werden kann.

    Schopenhauers Philosophie ist kein weltfremdes Herumhantieren mit Begriffen und Theorien:  Die Philosophie muß, so gut wie Kunst und Poesie. ihre Quelle in der anschaulichen Auffassung der Welt  haben: auch darf es dabei, so sehr auch der Kopf oben zu bleiben hat, doch nicht so kaltblütig hergehn, daß nicht am Ende der ganze Mensch, mit Herz und Kopf, zur Aktion käme und durch und durch  erschüttert würde.  Hierbei galt für Schopenhauer : Die großen Gedanken kommen aus dem Herzen.

    Eine solche, aus dem Herzen kommende, in meisterhafter Sprache vorgetragene Philosophie hat seit Schopenhauers Tagen viele  Menschen  ergriffen, ihnen Lebensorientierung geboten und in schweren Stunden Trost gespendet.

    Hierzu ein Text, und zwar zu einer im wahrsten Sinne des Wortes existentiellen Lebensfrage:

    Das Leben selbst ist ein Meer voller Klippen und Strudel, die der Mensch mit der größten Behutsamkeit und Sorgfalt meidet, obwohl er weiß, daß, wenn es ihm auch gelingt, mit aller Anstrengung  und Kunst sich durchzuwinden, er eben dadurch mit jedem Schritt dem größten, dem totalen, dem unvermeidlichen und unheilbaren Schiffbruch näher kommt, ja gerade auf ihn zusteuert, - dem Tode. Dieser ist das endliche Ziel der mühseligen Fahrt und für ihn schlimmer als alle Klippen, dener er auswich...

    Wenn ... das beängstigte Herz sein altes Klagelied anstimmt: "Ich sehe alle Wesen  durch die Geburt aus dem Nichts entstehn und diesem nach kurzer Frist wieder  anheimfallen: auch mein Dasein, jetzt in  der  Gegenwart, wird bald in ferner Vergangenheit liegen, und ich werde Nichts sein!" - so ist die richtige Antwort: "Bist du nicht da? Hast du sie nicht inne, die kostbare Gegenwart, nach der ihr Kinder der Zeit alle  so gierig trachtet, jetzt inne, wirklich inne? Und verstehst du, wie du zu ihr gelangt bist? Kennst du die Wege, die dich zu ihr geführt haben, daß du einsehn könntest, sie würden dir durch den Tod versperrt? Ein Dasein deines Selbst, nach der Zerstörung deines Leibes, ist dir seiner Möglichkeit nach unbegreiflich: aber kann es dir unbegreiflicher sein, als dir dein jetziges Dasein ist, und wie du dazu gelangtest? Warum solltest du zweifeln, daß die geheimen Wege, die dir zu dieser Gegenwart  offenstanden, dir nicht auch zu jeder künftigen offenstehn werden?"

    In Thomas Manns "Buddenbrook" las der alte Senator kurz vor seinem Tod Schopenhauer, nämlich  das Kapitel "von der Unzerstörbarkeit unsers wahren Wesens durch den Tod".  Er wußte warum.

    Der Fortschrittsgläubige, der davon überzeugt ist, daß die Welt auf Dauer besser und besser werden würde, gilt als Optimist. Dabei handelt es sich jedoch nur um einen oberflächlichen, durch die Geschichte kaum zu rechtfertigenden Optimismus.  Viel wichtiger ist die Einstellung zum "Danach", also zum Tod. Hier zeigte sich der oft als  "Pessimist" verkannte Arthur Schopenhauer überaus zuversichtlich:

    Wir schaudern vor dem Tode vielleicht hauptsächlich, weil er dasteht als die Finsternis, aus der wir einst hervorgetreten und in die wir nun zurück sollen. Aber ich glaube, daß, wenn der Tod unsere Augen  schließt, wir in einem Licht stehn, von welchem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist.

    Zwar nicht von Schopenhauer, aber doch ganz in seinem Sinne, sind Worte des buddhistischen Heiligen Milarepa (1052-1135), die über den Tod hinausgehen:

   
    Das Leben vor dem Tode,
    das Leben nach dem Tode 
    und den Tod selbst -
    schaue alle drei als Eines
    und halte fest daran;
    alle drei sind ein einziger
    ununterbrochener Fluß des Lebens,
    der Wechsel und Vergehen unterworfen ist.


   
Für den Buddhismus ist wie in anderen indischen Weisheitslehren der Tod nicht das Ende der Wesen, sondern Ausdruck der Vergänglichkeit ihrer äußeren Erscheinung. Hierzu ein Vers aus dem buddhistischen Pali-Kanon (Übers. H. v. Glasenapp, Die Literaturen Indiens):

    Vergänglich fürwahr sind alle Gestalten,
    Entstehen und Vergehen in ihnen walten,
    Entstanden müssen dahin sie schwinden,
    Ein Glück, wenn ewig sie Ruhe finden.
      
    Zum Abschluß - ebenfalls aus den altindischen Pali-Schriften des Buddhismus - Worte, die  vielleicht nicht jedem sofort verständlich sind, aber denen, die über sie meditieren, eine Quelle der Hoffnung und des Trostes sein können:

    Es gibt ein Nichtgeborenes, Nichtgewordenes,
    Nichtgeschaffenes, Nichtgestaltetes.
    Deshalb gibt es einen Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen,
    Geschaffenen, Gestalteten.

            >
Schopenhauer , Buddha und der Trost der Philosophie

   

                                
   
   



 
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